An drei Einsatzorte hat der Ortsverband Helferinnen und Helfer entsandt, um Menschen, Tiere und Sachwerte vor den Fluten der Elbe zu schützen. Die Aufgaben waren so verschieden, wie es der Modulbaukasten des THW abbildet. Einmal mehr hat sich die Struktur der Gegenwart bewährt: die flexiblen, spezialisierten Einheiten entsprechen den Anforderungen der örtlichen Einsatzleitungen!
Einsatzkräfte für Ludwigslust
Die kürzeste Zeit waren 14 Einsatzkräfte Teil einer Gliederung mit 60 Helferinnen und Helfern des THW-Länderverbandes Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein.
Die große Einsatzmannschaft aus Schleswig-Holstein stand bereit, um die einzelnen Gruppen aus vielen THW-Ortsverbänden aus ganz Norddeutschland mit viel „men-and women"-Power zu unterstützen, falls eine umfangreiche Maßnahme nötig werden sollte. Die Anspannung der Helferinnen und Helfer war groß: Die Gefahr ließ sich quasi greifen.
Mit Sandsäcken Deiche gegen den erwarteten Rekordpegel zu verteidigen ist eine Kernkompetenz der Norddeutschen Helfer. Auf umfangreiche Einsatzerfahrungen bei den Hochwassern 1997 (Oder) und 2002 (Elbe) konnte der Pinneberger Zugführer Gordon Hallas zurückgreifen. Er sah in dem Einsatz zudem eine gute Möglichkeit, die bisher theoretisch vermittelten Inhalte durch praktische Erfahrungen zu ergänzen. Gleich in der ersten Nacht waren diese Kenntnisse gefragt und auch in einer Pause während des Rückmarsches über Lauenburg packten die hoch motivierten Helferinnen und Helfer sofort an, als es noch einmal eng wurde.
Im Zuge der Begleitung von Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel am 12. Juni in Lauenburg besuchten THW-Vizepräsident Gerd Friedsam und der Landesbeauftragte für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Dierk Hansen die Einsatzkräfte in Ludwigslust, um sich ein Bild vom Hilfspotential vor Ort zu machen und den Helferinnen und Helfern einen Einblick in die Gesamtsituation zu geben. "Jede Einheit, jede Helferin und jeder Helfer tragen zum Erfolg des Ganzen bei, auch wenn dies im Detail manchmal nicht immer erkennbar wird", munterte Friedsam die Anwesenden auf.
Dieser Einsatz endete am Freitag, den 14. Juni 2013.
Führungskraft für EAL Dömitz
Eine Einsatzabschnittsleitung (EAL) des Landkreises Ludwigslust-Parchim (LWL) war dem THW übertragen worden, in der Erwartung, dass ein 24-Stunden Schichtbetrieb gewährleitstet werden könnte.
Die Tagschicht und die notwendige Führungsausstattung stellte die Fachgruppe Führung/Kommunikation (FGr FK) aus Hamburg-Harburg bereit. Auf der grundlage der bundeseinheitlichen Ausbildung des THW konnte die Nachtschicht durch Führungskräfte aus mehreren OV gebildet werden, die in diesen Funktionen, vom Leiter des Stabes bis zum Fernmelder, nie zuvor zusammengearbeitet hatten. Es funktionierte sofort! Die erste Nacht war sehr anstrengend, in der Nacht zu Mittwoch war die Lage ruhiger.
Als Einsatzschwerpunkt schälte sich der Bereich der Schleusen an der Mündung der Elde-Müritz-Wasserstraße in die Elbe heraus. Solche Bauwerke unterbrechen die Deichlinie und werden oft zur Problemstelle. Daher müssen solche Deichanschlüsse sorgfältig gewartet und bei Hochwasser genau kontrolliert werden. Hier kommt hinzu, dass der Fluss Elde die Wasserstraße laufend "von hinten" speist. Das Hochwasserverstärkt, weil das System nicht in die Elbe entwässern kann.
Das Wasser stand lange hoch am Deich und Sickerstellen mussten schnell bearbeitet werden. Nun war die Koordination der Hilfe eine besondere Herausforderung, denn die Ortskenntnis der Deichläufer unterscheidet sich sehr von der, der Helferinnen und Helfer. Die Führungsstellen sind sehr gefordert, die Alarmierungen mit Ortsangaben wie „Gleich hinter dem Hof von Bauer Marksen" oder „Hundert Meter weiter, als der Abzweiger zum Wanderweg am Xy-Graben, Richtung A-Dorf" in vernünftige Einsatzaufträge zu übersetzen. Dabei steht den THW-Helfern mit GPS und Navi die moderne Technik zu Seite, leider nutzen die Deichläufer aber lieber verbale Beschreibungen und so muss anhand von Karten, mit Hilfe des Internet und durch ortskundige Hilfe eine Übersetzung der Ortsangaben vorgenommen werden. Hinzu kommen die Probleme auf der Anfahrt: Kleine, enge Einfahrten müssen gefunden werden, Tore sind verschlossen oder Fahrzeuge stehen im Weg!
Dieser Einsatz endete am Samstag, den 15. Juni 2013.
Fachgruppe Wassergefahren in Lauenburg
Die Helfer der Fachgruppe Wassergefahren waren wie angefordert am Abend des 10. Juni in Lauenburg eingetroffen und noch in der Nacht eingesetzt worden. Die Bootsbesatzung des 1. Pinneberger "Faster 650" Mehrzweckarbeitsbootes patrouillierte auf der Elbe, um Treibgut "einzufangen" und als Rettungsboot stand by zu sein, falls Tiere oder gar Menschen im Elbstrom schwimmend angetroffen werden. Treibgut aus dem Fluss zu bergen ist wichtig, weil Bäume oder andere Gegenstände die Hochwasserschutzanlagen der Stadt beschädigen oder den Betrieb der Schleusen in Geesthacht stören können.
Bis Mittwoch, den 19. Juni, wurde der Einsatz durch ein Mehrzweckarbeitsboot des THW-OV Pinneberg fortgesetzt.
Der hochbeiniger und sehr geländegängige LKW-Ladekran der Fachgruppe Wassergefahren stand in der Zeit für die im potentiellen Überflutungsgebiet von Lauenburg eingesetzten Teams bereit, damit diese auf der Ladefläche Schutz suchen könnten. So erschien es vertretbar zu sein, dringend notwendige Arbeiten auch in unmittelbaren Gefahrenzonen durchzuführen.
Kraftfahrer für Großpumpen
Als der Einsatz für den Ortsverband Pinneberg schon beendet erschien, baten die Nachbarn aus Elmshorn um Hilfe. Für den nächsten Einsatzort der dortigen Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen (WP) im Bereich der großflächigen Überflutung in Sachsen Anhalt fehlte ein LKW-Fahrer. Hier halt ein Fahrer aus dem Ortsverband Pinneberg aus, der beim ersten Personalwechsel wieder durch einen Elmshorner Helfer ausgetauscht wurde.